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I Gewandformen Adel/Patriziat
  1. Die Dame

    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Mauritiusrotunde Konstanzer Münster
    Beschreibung: Dame mit Klaramantel
    Datierung: ca 1265, Fassung 19. Jh.


    Die Dame trägt Untergewand, Strümpfe, Obergewand mit Gürtel, Accessoires und Kopfbedeckung, je nach Bedarf oder Anlass ein Übergewand und einen Mantel.

    Untergewand
    (hemede/hemdel/hemde)
    Unterhemd, aus feinem Leinen, knöchellang, runder Halsausschnitt (möglichst hochgeschlossen geschnitten oder Schlüsselloch).

    Quelle: Deutsche Plastik, Bruckmann Kunstverlag
    Standort: Naumburg, Dom
    Datierung: um 1250
    Bewertung. Sehr gut sichtbares Untergewand unter dem V-förmigen Ausschnitt
    Obergewand (cotte)
    • Kleid aus feiner Wolle, evtl. Leinen 1
    • eng anliegende Ärmel, evtl. zugenäht, Zierknöpfe 2 aus Silber oder Koralle,
    • überlang bzw. bodenlang
    • Oberweite körpernah geschnitten
    • Gehren 3
    • Mit Gürtel gegürtet.

    Quelle: Zeichnung Anheisser
    Standort: Strassburg, Münster, törichte Jungfrauen
    Datierung: Ende 13. Jh.
    Bewertung: Sehr gut sichtbar der Surcot rechts und links das Untergewand
    Übergewand (surcot/suckenie) Sehr weites und sehr langes Übergewand aus Wolle, ärmellos, teilweise gefüttert. Gürtel wird unter dem Surcot getragen.
    Mantel Radmantel (vorne mit Fibel, Fürspan, Tassel oder Schnur geschlossen), aus gewalkter Wolle (Winter) oder leichtem Wollstoff (Sommer), gefüttert mit Pelz (Winter) oder kontrastfarbenem Stoff (Seide oder Wolle) (Sommer). Schmaler Pelzkragen ist möglich.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Münster Landesmuseum
    Herkunft: Oberrhein
    Beschreibung: Pelzbesatz an Umhang
    Datierung: ca. 1265

    Schnitttechnisch aus Stoffbahnen, die zum Halbkreis zusammengenäht sind - keine Keile.

    - Klaramantel

    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Mauritiusrotunde Konstanzer Münster
    Beschreibung: Dame mit Klaramantel
    Datierung: ca 1265, Fassung 19. Jh.

    Kopfbedeckung Gebende, Schleier, Haarnetz, evtl. mit einem Schapel ergänzt.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Louvre
    Herkunft: Limoges
    Beschreibung: Kopftuch mit Verzierung
    Datierung: ca. Ende 13. Jh.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Chartres, Nordportal
    Beschreibung: Französisches Gebende
    Datierung: ca. 1230


    Quelle: Corpus Vitrearum Medii AEVI
    Standort: Burg Hohenzollern
    Herkunft: Stetten Dominikanerkirche
    Beschreibung: Kopftuch mit Verzierung
    Datierung: ca. Ende 13. Jh.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Mauritiusrotunde Konstanzer Münster
    Beschreibung: Gebende mit darüber liegenden Schleier
    Datierung: ca. 1265, Fassung 19. Jh.


    Quelle: Von der Ordnung der Welt
    Standort: Esslingen St. Dionysos
    Herkunft: Speyer
    Beschreibung: Frau Steinhövel, als Stifterin des Glasfensters
    Datierung: um 1280
    Strümpfe

    Aus feinem Stoff, genäht, knielang, unter den Knien gebunden.

    Gürtel Schmaler Lederriemen mit Riemenzunge, Schnalle, kann evtl. durch Riemenbeschlag verziert werden, möglich sind auch brettchengewebte und broschierte Gürtel mit Bortenstrecker.
    Gürtel eher unter der Brust sitzend, nicht auf den Hüften.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Schleswig, Schloss Gottorf
    Herkunft: Schleswig
    Beschreibung: Gürtel mit Metallbesatz
    Datierung: 13. Jh.
    Accessoires

    Fingerringe und Armreife (Vorbild Schatzfund von Fuchsenhof), Handschuhe (genäht, nur bei Hochadelsdarstellungen), Fibeln und Fürspan 5(angepasst an Stand und Vermögen), Nadeln zum Befestigen des Gebendes (bei gehobener Darstellung, mit verziertem Kopf), Minnetäschchen (auch: Almosenbeutel, möglichst aus Seide, Verzierung möglich). Schapel (Messing, Silber, vergoldet; evtl. mit Steinbesatz; Leder: geprägt, mit Golddrahtumwicklung, Rand verziert).


    Quelle: Elisabeth, eine Europäische Heilige
    Herkunft: Runneburg
    Beschreibung: Gebende, Leder punziert
    Datierung: ca. 1235


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Musee Cluny
    Herkunft: Erfurt
    Beschreibung: Fürspan, silber, vergoldet Datierung: ca. Ende 13. Jh.

    Verzierung der Gewänder Zu unterscheiden ist nach Gewandtyp:
    • Festtags- oder Repräsentationsgewand: Ärmel, Halsausschnitt und Saum kann mit Besatz verziert werden: Borte mit Stickerei und/oder Applikationen (aus Silber): Stilisierte Blumen, Rauten u.ä. (z.B. Fuchsenhoffund). Evtl. Stickerei am Halsausschnitt. Hochwertige Arbeit!
    • Alltagsgewand: Ohne Borte, Applikation, Stickerei.


    Kopfbedeckung ist Pflicht. Bei bürgerlicher Darstellung kann dies auch durch ein hochwertiges Kopftuch geschehen, das die Haare vollständig bedeckt. Bei Festessen, Kirchgang etc. sollte ein Gebende getragen werden.

  2. Der Herr

    Der Herr trägt Untergewand, Bruche, Beinlinge, Obergewand mit Gürtel, Accessoires und evtl. Kopfbedeckung; je nach Bedarf oder Anlass Gardecorps oder Mantel.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Mauritiusrotunde Konstanzer Münster
    Beschreibung: Gardecorps
    Datierung: ca. 1265, Fassung 19. Jh.


    Untergewand
    (hemede/ hemdel/hemde)
    Unterhemd, aus feinem Leinen, Gesamtlänge mindestens bis Mitte Oberschenkel, runder Halsausschnitt (hochgeschlossen geschnitten oder Schlüsselloch).
    Bruche

    Ohne Rollsaum 6, durch Gürtel gerafft, Beine knielang. Aus feinem Leinen.

    Beinlinge Eng anliegend am Bein, mit Füsslingen, angenestelt an der Bruche.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Chartres, Nordportal
    Beschreibung: Beinling. Gut erkennbar der nach oben gezogene Endrand
    Datierung: ca. 1230
    Obergewand
    (cotte)

    Cotte aus feiner Wolle, evtl. Leinen7, eng anliegende Ärmel, evtl. zugenäht. Zierknöpfe aus Silber oder Koralle8. Gesamtlänge mindestens bis Mitte Unterschenkel, Oberweite körpernah geschnitten, Gehren. Mit Gürtel gegürtet (eher unter der Brust als auf den Hüften). Reit- oder Gehschlitz, mit Gehren verbreitert. Kontrastierendes Innenfutter.
    Alltagsgewand etwas kürzer als das Festgewand.
    Kann durch Surcot ergänzt werden.


    Quelle: Von der Ordnung der Welt
    Standort: Esslingen St. Dionysos
    Herkunft: Speyer
    Beschreibung: Herr Steinhövel, als Stifter des Glasfensters
    Datierung: um 1280


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Maria Lach Stiftergrabmal
    Beschreibung: Zierknöpfe (Urfassung rot, daher interpretiert als
    Korallenknöpfe), verzierter Saum mit Applikationen und Perlenstickerei
    Datierung: ca. 1255


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Musee Cluny
    Herkunft: Nordfrankreich
    Beschreibung: Männersurcot
    Datierung: 13. Jh.

    Gardecorps Ärmel evtl. angenestelt. Festerer Wollstoff oder Loden.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Chartres, Nordportal
    Beschreibung: Surcot
    Datierung: ca. 1230


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Reimes Kathedrale
    Beschreibung: Gardecorps. Vergleichbar mit Konstanz
    Datierung: 13. Jh.
    Mantel Radmantel (vorne mit Fibel, Fürspan, Tassel oder Schnur9 geschlossen), aus gewalkter Wolle (Winter) oder leichtem Wollstoff (Sommer), gefüttert mit Pelz (Winter) oder kontrastfarbenem Stoff (Seide oder Wolle) (Sommer).
    Schmaler Pelzkragen ist möglich. Schnitttechnisch aus Stoffbahnen, die zum Halbkreis zusammengenäht sind - keine Keile.


    Quelle: Dom zu Naumburg, Schubert, Constantin, Beyer
    Standort: Dom Naumburg
    Beschreibung: Umhangschließe
    Datierung: ca. 1250


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Reimes Kathedrale
    Beschreibung: Umhangverschluss
    Datierung: 13. Jh.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Stuttgart, Stiftskirche
    Beschreibung: Umhangschließe
    Datierung: ca. 1285
    Kopfbedeckung
    (nicht verpflichtend)
    Bundhaube mit einer Naht, Hut (evtl. mit Bundhaube)

     
    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Musee Cluny,
    Herkunft: Nordfrankreich
    Beschreibung: Bundhaube mit einer Mittelnaht
    Datierung: 13. Jh.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Mauritiusrotunde Konstanzer Münster
    Beschreibung: Hut
    Datierung: ca. 1265

     
    Quelle: Dom zu Naumburg, Schubert, Constantin, Beyer
    Standort: Dom Naumburg
    Beschreibung: Kopfbedeckung mit Bundhaube
    Datierung: ca. 1250
    Gürtel

    Lederriemen mit Riemenzunge, Schnalle, kann evtl. durch Riemenbeschlag verziert werden, möglich sind auch brettchengewebte und broschierte Gürtel mit Bortenstrecker oder Ledergürtel bestickt.


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Schleswig, Schloss Gottorf
    Herkunft: Schleswig
    Beschreibung: Gürtel, ehemals vorhandene Bestickung durch Abdrücke auf der Rückseite nachweisbar.
    Datierung: 13. Jh.

    Accessoires

    Fingerringe und Armreife (Vorbild Schatzfund von Fuchsenhof), Handschuhe (genäht, nur bei Hochadelsdarstellungen), Fibeln und Fürspan5(angepasst an Stand und Vermögen), Minnetäschchen (auch: Almosenbeutel, möglichst aus Seide, Verzierung möglich). Messer am Gürtel hängend, mit verzierter, hochwertiger Messerscheide (dem Messer nachgeformt).


    Quelle: Eigene Fotografie
    Standort: Maria Lach Stiftergrabmal
    Beschreibung: Minnetasche mit Messerset
    Datierung: ca. 1255

    Verzierung der Gewänder Zu unterscheiden ist nach Gewandtyp:
    • Festtags- oder Repräsentationsgewand:
      Ärmel, Halsausschnitt und Saum kann mit Besatz verziert werden:
      • Borte mit Stickerei und/oder
      • Applikationen (aus Silber): Stilisierte Blumen, Rauten u.ä. (z.B. Fuchsenhoffund).
      • Evtl. Stickerei am Halsausschnitt. Hochwertige Arbeit!
    • Alltagsgewand: Ohne Borte, Applikation, Stickerei.


      Quelle: Eigene Fotografie
      Standort: Maria Lach Stiftergrabmal
      Beschreibung: Verzierter Saum mit Applikationen und Perlenstickerei
      Datierung: ca. 1255

  1. Regional bedingt.
  2. Knöpfe sind wahrscheinlich nur zur Verzierung an Gewändern angebracht worden. Es könnte sein, dass die im Schatzfund von Fuchsenhof gefundenen Knöpfe auch zum Schließen eines Gewandes verwendet worden sind. Problem: stark körperbetonte Kleidung würde zu großem Druck auf den Verschluss führen; es gibt mehrere Stellen in Minneliedern, in denen das Zunähen beschrieben wird.
  3. Gehren vorne und hinten sind bei Funden in Grönland nachgewiesen, Darstellungen lassen jedoch aufgrund der Stofffülle auf solche Gehren auch in Deutschland schließen.
  4. Abbildungen lassen auf eine broschierte brettchengewebte Borte, gedrehte Schnur oder einen Ledergurt schließen.
  5. Muss zur Kleidung passen: z.B. kein Buntmetall zu Seide, sondern Silber oder vergoldet.
  6. Rollsaum ergibt unter körpernaher Oberkleidung unschöne Wülste.
  7. Regional Bedingt
  8. Knöpfe sind wahrscheinlich nur zur Verzierung an Gewändern angebracht worden. Es könnte sein, dass die im Schatzfund von Fuchsenhof gefundenen Knöpfe auch zum Schließen eines Gewandes verwendet worden sind. Problem: stark körperbetonte Kleidung würde zu großem Druck auf den Verschluss führen; es gibt mehrere Stellen in Minneliedern, in denen das Zunähen beschrieben wird.
  9. Abbildungen lassen auf eine broschierte brettchengewebte Borte, gedrehte Schnur oder einen Ledergurt schließen.